(1994-2024)
Darmstädter Beatles Streichquintett (DBSQ)
Versuch einer Bilanz:
Die Anfänge:
Zu Beginn (etwa Zeitraum 1990-91) gab es da eine lose Sammlung von 10 Beatlessongs (keine feste Reihenfolge zunächst), arrangiert für Streichquartett mit Kontrabass, gedacht als eine Geburtstagsüberraschung für die Gäste meines 40. Geburtstags im Jahre 1992. Die musikalische Ausführung erfolgte dabei durch ein von mir zusammengestelltes Streichquartett (ohne Kontrabass).
Als Geburtstagskind und Gastgeber war ich dieses Mal nur der Zuhörer. Die Ausführung gar ganz nett, aber nicht gerade berauschend. Es hätte auf jeden Fall noch etwas mehr geübt werden müssen. Immerhin, ein Anfang war gemacht.
Der erste von mir arrangierte Beatlessong war übrigens „Let it be“.
Arrangements und Songauswahl:
Diese ersten zehn Arrangements (in der Regel einfache kurze Notensätze) erfuhren dann in der Folgezeit zahlreiche Erweiterungen und Veränderungen, immer unter Berücksichtigung der Originalvorlage. Das Gleiche galt auch für die Ausführungstempi. Wurden die Stücke anfangs etwas zu getragen gespielt, erklingen sie jetzt im Originaltempo, was selbigen auch richtig gut tut, wie ich finde. Seit den Quintettanfängen hat sich das Repertoire stetig vergrößert. Gegenwärtig umfasst es über 180 Titel. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, ich bin Beatlesfan von der ersten Stunde an (seit etwa 1960/1961).
Schon immer fand ich die Beatles als Gruppe, als Kollektiv, auf der Bühne beeindruckend. Dazu kam natürlich auch ihre Musik und ihr ständiger Drang etwas Neues auszuprobieren. Und hierdurch unterschieden sie sich in der damaligen Zeit von anderen englischen Bands, sei es aus Liverpool (Merseybeat), sei es aus dem übrigen England. Der Erfolg der Beatles war natürlich auch ein Ergebnis der langen Zusammenarbeit des fantastischen singer/songwriter Gespanns Lennon/McCartney, die sich immer wieder gegenseitig inspirierten. Ein wahrer Glücksfall für die Popmusik schlechthin.
Schon immer haben mich ihre Lieder fasziniert mit ihren Harmonien und ihrem Rhythmus. Ich denke da insbesondere an die Songs des „Call and Response“-Typus, wie “Tell me why”, “You can’t do that”, “Help!”, “You gonna lose that girl”, und “With a little help from my friends”.
An dieser Stelle sei kurz auf die Vorbilder und Quellen der Beatles und ihrer Musik hingewiesen. In den fünfziger Jahren kamen die musikalischen Einflüsse aus den USA, von der Musik der schwarzen Musiker: angefangen bei dem
Rock n Roll, dann der Blues, insbesondere der zwölftaktige Bluestypus, sowie der Rhythm and Blues (kurz R&B) und die Gospelmusik . Der obenerwähnte Call and Response-Gesangsstil hatte seinen Ursprung in den Songs bei der Feldarbeit der Negersklaven auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten. Man könnte sogar noch in der Entwicklungsgeschichte etwas weiter zurückgehen, nämlich in die Zeit des griechische Theaters. Hier findet man bereits schon den Einzelnen und den Chor mit seiner der kommentierenden Funktion. Davon haben aber sicherlich die Negersklaven bzw. die Beatles mit Sicherheit nichts gewusst. Dies, wie gesagt, war nur eine Randbemerkung.
Auswahlkriterien der Songarrangements:
Bei der Auswahl der Songs lasse ich mich von meinem persönlichen Geschmack leiten. Dann wähle ich die Stücke aus, bei denen ich spüre, dass sie sich für einen Streichquintettsatz eignen. Ich habe quasi schon das geplante songarrangement vor Augen. Auf diese Weise kommen dann schon 180 Arrangements zustande (fast so viele wie J.S.Bachs 199 Kirchenkantaten, hmm, das war soeben ein musikalischer Spaß, muß gelegentlich auch sein).
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der Titel „Love me do“ zum ersten Mal in der Frankfurter Schlagerbörse (Moderation: Hans Verres) gespielt wurde. Mein erstes Beatles-Lied auf dem Klavier war übrigens „Yesterday“. Ich spielte alle Songs nach Gehör, da es noch noch keine Noten der Originalsongs gab, bzw, sie waren sehr teuer. Auch stimmten sie mit dem Original nicht immer hundertprozentig überein. Das Memorisieren der Songs war damals einfach, da sie ständig im Radio gespielt wurden.
Zum Arrangieren von Beatlessongs kam ich eigentlich über den Kontrabass, Zeitraum 1983/84 (ich spiele dieses Instrument seit 1977). Ich wollte immer gern mit einem Streichquartett zusammen musizieren. Da es aber für die Besetzung Streichquartett plus Kontrabass, nur wenig Literatur gibt, selbst im Klassikbereich, (zB. Werke von Dvorak und W. Mangold), kam mir die Idee Beatlessongs für Streichquintettbesetzung zu arrangieren. Während meiner Schulzeit hatte ich leider eine schlechte musikalische Ausbildung. Musikunterricht fand nie so richtig statt. Für die Fächer Musik und Kunst gab es dann während meiner Oberstufenschulzeit 1971-73 im Rahmen des Kurssystems nur Epochalunterricht. Zu keinem Zeitpunkt wurde damals je von einem Musiklehrer in mir das Interesse für die Musik geweckt. ich wurde nie gefördert oder animiert ein Instrument zu lernen. Allerdings verfolgte damals auch die Schulmusik andere Ziele wie heute. Heute ist der Unterricht viel motivationsorientierter als damals. Als Schüler erfuhren wir etwas immerhin etwas über den Sonatenhauptsatz und dem Aufbau der Mozart-Sinfonien und den Anfängen der Oper. Das war es dann auch schon. Die ersten nachhaltigen Einblicke in die Harmonielehre erhielt ich dann während meiner Ausbildung als C-Kirchenmusiker in Mainz am Institut für Kirchenmusik (1971-74). Aber auch da erfuhr ich nichts über das Arrangieren von Streichquintetten. Ich bin daher in der Beziehung ein lupenreiner Autodidakt, und gerne jederzeit bereit über meine Erfahrungen und meine Vorgehensweise als Streichquintettarrangeur bei Kompositionsklassen an Musikakademien zu sprechen.
Für die Arrangements habe ich von vornherein eine genaue Vorstellung. Jeden Beatlesong fasse ich wie einen fünfstimmiger Chorsatz auf, manchmal ist er homophon, manchmal polyphon, den es als Streichquintettsatz einzurichten gilt. Die Stimmverteilung ist dabei festgelegt. Die Melodie liegt im Cello (vox humana) und die oberen Streicher, also V1, V2 und Bratsche spielen entweder die Begleitung oder spielen unisono die zweite Strophe. Der Kontrabass hat immer die Basslinie.
Im Laufe der Zeit, durch das ständige Spielen, wurden die ersten Arrangements dann immer mehr erweitert und verfeinert. Durch das Arrangieren bekommt man natürlich auch bald eine gewisse Routine, man erkennt den Aufbau des Songs leichter, das Erstellen des Arrangements erfolgt schneller. Grundsätzlich, trotz aller Routine, erstelle ich von jedem Songprojekt zunächst einen Strukturplan von der Originalvorlage. Danach entscheide dann über die Länge eines Arrangements, je nachdem welche Besonderheiten der jeweilige (Beatles)song aufweist. Angenommen, der Song hat zB drei Strophen, mit unterschiedlichen Melodievariationen, werden diese in meinem Arrangement berücksichtigt. Sind die Strophen alle gleich, so arrangiere ich nur zwei Strophen, und lasse die Melodie abwechselnd von Cello und oberen Streichern spielen. Je nach Art und Charakter des jeweiligen Songs schreibe ich dann auch ein Solo für jede Stimme, bei dem meine Mitspieler sein spielerisches Können unter Beweis stellen können.
So langsam komme ich nun auch mit dem Arrangieren, von Beatlessongs zumindest, auch zum Ende, bei 180 Songs ist das auch nicht verwunderlich. Immerhin beinhaltet diese Anzahl auf jeden Fall alle die für mich schönsten und aus Streichersicht interessantesten Beatlestitel. Anfangs war ich schon etwas skeptisch über die Idee Beatlessongs für Streichquintett zu arrangieren. Aber im Laufe der Zeit kommt man auf den Geschmack und arrangiert auch Titel, zu denen ich bisher keinen richtigen Bezug hatte. Man empfindet auf die Dauer auch ein Gespür für den Charakter der Songs. Ich stelle fest, dass einige Songs, die ich lange Zeit als nicht so interessant empfand, dann doch auf einmal arrangementwürdig erscheinen. Auch durch das ständige Spielen und Auftritte kamen mir dann immer neue Ideen und Anregungen, weitere Beatlessongs auch der späteren Phase (Sgt Pepper Album und Abbey Road) fürs Quintett zu schreiben. Das war dann zugegebenermaßen manchmal schon langwierig. Und bei manchen Beatlestiteln muß man auch schon mal Kompromisse eingehen um den Liedcharakter beizubehalten, aufgrund ihrer Komplexität. (dies gilt besonders für die Songs der späten Phase mit ihrem großem technischen Aufwand und große Instrumentierung). Ich in meiner Funktion als Arrangeur habe ja nur vier Mitspieler zur Verfügung. Sämtliche Songarrangements sollen live direkt vom Quintett umsetzbar sein. Es gibt keine playbacks oder irgendwelche personellen Vergrößerungen des Streichquintetts. Seit meinen guten Erfahrungen mit Arrangement Nr 41 „Kansas City“ habe ich dann auch festgestellt, dass sich der Rock`n’Roll für Streicher auch sehr gut macht. Das Ergebnis ist eine CD-Einspielung mit fetzigen live-gespielten Rock`n`Roll-Beatlessongs.
Bei meiner Arrangement-Arbeit über Beatlesongs kam ich dann auf die Idee mich auch mit den Songs anderer englischer und auch amerikanischer Bands der Sechziger und Siebziger zu beschäftigen, und weitere Streichquintett-Arrangements zu erstellen. Es gab ja da eine ganze Reihe von melodiösen Popsongs mit fantastischen Satzgesängen, ich denke da an Gruppen wie z.B. die Hollies, Beach Boys und die Byrds, Eagles und CSNY, bis hin zu den Southern Rock-Gruppen wie die Allman Brothers Band (Georgia) und die Outlaws (Florida).
So entstand allmählich neben der Beatles-Schiene ein weiteres musikalischen Standbein von DBSQ: Seit etwa 2002 gibt es daher das Projekt der sogenannten Alternativen Cafehausmusik.
Nach 30 Jahren der Streichquintett-Arrangements-Tätigkeit, des Erstellens und des Musizierens kann ich doch sagen, dass sich die Arbeit doch sehr gelohnt hat und weiterhin lohnt.
Die Beschäftigung mit der Beatlesmusik aus Streichersicht war auch für mich eine persönliche Selbsterfahrung. Man lernt dabei viel Geduld zu haben und Disziplin. Ich stellte ferner fest, dass ich auf einmal die Beatlessongs ganz anders wahrnahm. Mit meinen Streichquintett-Arrangements ist es mir auch gelungen, allerdings unbeabsichtigt, eine Marktlücke im Literaturangebot im Bereich der Kammermusik für den Bereich melodische Popmusik etwas aufzufüllen. Es ist immer für mich immer noch erstaunlich, dass sich für die Besetzung Streichquintett noch niemand der Komponisten und Arrangeure weltweit, die musikalisch oft wesentlich beschlagener sind als ich, gefunden hat Beatlessongs geschweige denn Pop- und Rocksongs zu arrangieren. Zugegeben, ein Streichquintett ist im Vergleich zum Streichquartett eine Seltenheit. Das zeigt schon die Geschichte. Dennoch, wenn man die Musik von DBSQ hört, hat der Quintettsound schon seinen Stellenwert.
Der Aufwand für ein Quintett-Arrangement ist zugegebenermaßen schon enorm und zeitaufwendig. Aber es lohnt sich letztendlich. Jeder Song, jedes Arrangement ist anders. Jede Stimme muss mühsam herausgehört werden. Ständig muss das Tonband noch einmal zurückgespult werden. Manche Beatlessongs sind ja richtig schwer, gerade beim Heraushören der Harmonien. Manche Lieder haben eine einfache Struktur, gerade die frühen Songs. Die Beatles waren ja anfangs stark vom Rock’n’Roll und dem 12Takte-Bluesschema beeinflußt,. Mein Ziel beim Verfassen der Arrangements war es immer so nah wie möglich am Original zu bleiben, und vorher soviel wie möglich an Details mit ins Arrangement einzubauen. Das gilt auch für die Tonarten der Originalsongs. Daher weisen bei meinen Arrangements im Gegensatz zu den vorliegenden gängigen Streichquartettfassungen immer entsprechend der Originalvorlage noch zusätzlich Solostellen auf (in der Regel in der 2. Geige). Manchmal habe ich auch eigenhändig selbst ein Solo hineingefügt. Meines Erachtens haben dadurch einige Beatlessongs dazugewonnen (z.B. die Fetzer „Kansas City“ und „Dizzy Miss Lizzy“). Das ist auch das Besondere an meiner Arrangements. Daher wurde ich schon des öfteren nach meinen Arrangements gefragt.
Sonstige Streichquintett-Arrangements:
Der erste Nicht-Beatlessong, den ich arrangierte, war der Stonessong „As Tears go by“ mit dem klassischen Streichersupport. Da hatte ich schon mal eine schöne Gegenüberstellung: Beatles versus Rolling Stones, was sich im Konzert immer gut macht. Dann kam ich auf den Gedanken mich mit den Stonessongs allgemein eingehender zu beschäftigen, (Zeitraum 1963-73), mit dem Ergebnis, das am Ende ein richtiges Stones-Cover-Konzert 2012 herauskam (siehe ´DBSQ-Discographie).
Zum Quintett-Repertoire:
Zunächst bestand das Repertoire aus bekannten Titeln wie „Let it be“, „Yesterday“ und „Eleanor Rigby“, also streicherlastigen. besinnlichen Kompositionen. In der Folgezeit kamen aber dann auch die mehr gitarrenlastigen Songs der Anfangsphase der Beatles hinzu. Heute umfasst das Repertoire die gesamte Schaffenszeit der Beatles. Desweiteren, wie oben bereits erwähnt, Titel der Alternativen Cafehausmusik (Straußwalzer, Ragtimes, Sambas und Tangos, Westcoast (The Eagles), Southern Rock (The Allman Brothers Band und The Outlaws), bis hin zu Deutsch-Rock, wie Udo Lindenberg, Münchner Freiheit, Hardcake Special (Darmstadt).
Mittlererweile spielen wir folgende Beatles LPs komplett: With the Beatles, A hard day’s night, Beatles for sale, Help!, Rubber Soul, Revolver, Magical Mystery Tour, Sgt. Pepper-Album, Abbey Road,
sowie eine Sammlung der besten Songs von Please Please me, White Album und Let it be.
Die Auftrittsprogramminhalte:
Unsere Auftritte (1 ½ Stunden Dauer) hatten und haben stets verschiedene Schwerpunkte: Neben dem Standardprogramm (chronologischer Überblick des Gesamtwerks der Beatlesmusik: in der Regel etwa 25 Titel), gibt es auch Auftritte bei denen z.B.die Filmmusiken von Beatlesfilmen oder auch komplette LPs gespielt werden. Seit 2002 spielt DBSQ in der Regel ein Programm-Mix von Beatlessongs kombiniert mit einem set der schönsten Songs (Nicht-Beatles-Songs) aus den Sechzigern und Siebzigern. Wir drehen dabei die Zeituhr immer um 40 bzw. 50 Jahre zurück.
Chronologie der Auftritte:
Irgendwann im Jahre 1993 fragte ich dann im meinem Bekanntenkreis, wer denn Lust hätte, bei einem Beatlesstreichquintett mitzuspielen. Und siehe da, es gab einige Interessenten. Und so traf man sich und spielte meine neuesten Arrangements durch. In der Folgezeit traf man sich dann öfter. Mit einem Repertoire von 30 songs traten wir dann erstmals 1994 im Herbst vor einem grösseren Publikum in der Darmstädter Viktoriaschule auf. Es waren zunächst Konzerte mit Musik und Literatur: Die Lebensgeschichte der Beatles wurde in Form einer Lesung vorgetragen (mit Dr Roland Held als Leser), im Wechsel mit dem Vortrag von Beatlessongs für Streichquintett. Zur ersten Formation gehörten außer mir noch Matthias Preuss, Alexander Rettig (Violinen), Monika Hummel (Bratsche), Martin Heintze (Cello).
In der Folgezeit kam es dann wie in jedem Ensemble zu zahlreichen personellen Veränderungen. Zur gegenwärtigen Besetzung gehören: Bela Tambrea, 1. Violine, Rodica Tambrea 2. Violine, Juliane Harbarth, (seit 1997 dabei), Bratsche, Gunilda Wörner, Cello, Martinus Boll, Kontrabass. Im Herbst 1997 hatten wir unseren ersten langen Auftritt (drei Stunden) auf der Karstadt-Terrasse in Darmstadt anlässlich des 20. Filiale-Jubiläums. Wir spielten von 11-14 Uhr. Es war Anfang Herbst, zwar schien die Sonne, aber zu Beginn war es doch noch noch ziemlich kalt, schlecht fürs Spielen. Im weiteren Konzertverlauf wurde dann doch noch angenehmer.
Nach den beiden Literatur/Musik-Auftritten in der Viko folgten mehrere gemeinsame Auftritte mit der lokalen Beatles Tribute Band BRANDY BEATLES COMPLETE. Rückblickend lässt sich dazu folgendes sagen: Es war auf jeden Fall ein interessantes Musikprojekt und für Darmstadts Musikszene etwas völlig Neues und Unerhörtes. Man muss sich es mal vorstellen: Eine Beatband tritt mit strings support auf. Das war ein ganz neues Beatlessong-Hörgefühl, und kam der Plattenvorlage ziemlich nahe. Diese, von der Idee her, sehr interessante Liaison Rock meets Classic war aber keine lange Dauer beschieden. Dies war auch voraussehbar, denn das Ganze scheiterte vorallem an dem Problem Lautstärke. Bei den Auftritten waren wir Streicher prinzipiell lautstärkemässig immer die Unterlegenen, trotz der ewig langen, vielleicht gutgemeinten, aber letztlich sinnlosen Soundchecks. Denn die Bandmusiker drehten während des Konzerts wieder ihre Gitarren weiter auf. So kam es dann zur Trennung.
Auftritte in Liverpool 1999-2000:
Dass diese Liaison funktioniert, und zwar hervorragend funktoniert, konnte man bei unseren beiden Auftritten bei der alljährlichen Liverpool Beatle Week 1999 und 2000 erleben, als wir mit den Coverbands THE BEATS (Argentinien) und ALEPH (Mexiko) zusammen auf der Bühne musizierten. Das war ein tolles Erlebnis für Musiker und Zuhörer gleichermassen. Überhaupt zählen diese beiden Auftritte in Liverpool, der Heimatstadt der Fab Four, zu den herausragenden und nachhaltigen Auftritten des Quintetts. Neben den genannten Band-Support-Auftritten hatten wir außerdem in Liverpool noch zahlreiche Soloauftritte. Die Veranstaltung Beatles Convention besteht schon gut 40 Jahre und ist eigentlich nur in Beatlesfankreisen bekannt. Sie findet immer Ende August/Anfang September in Liverpool statt und dauert etwa eine Woche. Bei der Veranstaltung spielen in der ca 30-40 Beatles Coverbands aus aller Welt für die Fans aus aller Welt.
Unvergesslich unser allererster Soloauftritt im Royal Court Theatre in Liverpool im Jahr 1999. Wir waren der opener des Abends. Unser Set dauerte etwa 30 Minuten mit 12 Songs. Wir waren damals an dem Abend der Opener vor gut 500 Besuchern. Unvergesslich die Publikumsreaktion bei den Songs „Ferry 'cross the Mersey“ (der inoffiziellen Liverpoolhymne) von Gary and the Pacemakers und „I am the Walrus.“ Bei der Zusammenstellung der Setlist hatte ich mir schon im Vorfeld so meine Gedanken gemacht. Es sollten auf jeden Fall einige Hammerstücke dabei sein. So auch u.a. „Kansas City“, „ Ferry“, und „Walrus“. Und die Publikumsreaktion zeigte, dass ich mit meiner Titelzusammenstellung goldrichtig lag, zumal auch das Publikum wohl nicht so ganz mit diesen Songs gerechnet hatte. Nach dem rockigen Anfangsstück „Kansas City“, mit der Themenimitationsstelle in der Mitte (2 Geigen und Bratsche), a la Südstaatenrock, gab es schon mal ein Riesengejohle und Applaus. Das war sehr ermutigend. Beim folgenden „Ferry 'cross the Mersey“ sang der ganze Saal so hingebungsvoll mit, dass wir uns auf der Bühne kaum noch hören konnten. Damit hatten wir die Herzen der Liverpooler (Liverpudlians), von denen sich viel im Saal befanden, erobert. Der Höhepunkt kam dann mit dem düsteren „I m the Walrus“, bei dem die Zuhörer die „Ooh“-Stelle nach der „I am the eggman“-Textzeile kurioserweise schon vor uns anstimmten. Ein toller Effekt.
Im Nachherein muss ich sagen, dies nur am Rande, dass ich an diesem Arrangement lange gearbeitet habe, trotz der schon im Original vorhandenen Streicherpassagen. Denn, es gilt selbige in meinem Streicherarrangement sinnvoll einzubauen. Ich glaube, das Ergebnis am Ende kann sich sehen/hören lassen. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle immer wieder für die Wiedergabe und Umsetzung an das Quintett!!
Es soll an dieser Stelle auch noch angemerkt werden, dass zur Convention auch immer viele Liverpudlians aus allen Altersgruppen kommen. Sie nehmen an den Veranstaltungen in großer Anzahl teil, auch wenn sie wissen, dass nur Coverbands und nicht die richtigen Beatles auf der Bühne stehen. Alle ausführenden Bands und Musiker werden stets für ihre Leistungen begeistert gefeiert.
Nach dem Konzert mussten wir viele Autogramme geben, besonders den vielen kleinen Mädchen mit ihren bunten Kleidern im Retro-Look und den passenden Handtäschchen. In Liverpool herrscht zur Zeit der Convention immer eine tolle Stimmung, das Publikum ist begeistert, es singt alle Stücke mit und klatscht mit. Die agierenden Bands und das Publikum sind eine große Beatlesfamilie. In der Zwischenzeit hat sich ein richtiger Beatles-Tourismus in Liverpool entwickelt. Es gibt jetzt sogar ein großes Beatles-Hotel. Es werden zahlreiche Package-touren angeboten. Die Beatles sind zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Liverpool geworden.
Ein weiterer bemerkenswerter Konzerthöhepunkt für das DBSQ war die Veranstaltung des ersten (und wohl auch einzigen) Internationalen Darmstädter Beatlesfestes in der Orangerie im April 2001 mit dem Vokalensemble CHATTANOOGA aus Neapel, der LONELY HEARTS CLUB BAND und dem DBSQ, beide aus Darmstadt. Immerhin kamen fast 500 Leute zum Konzert.
Dem Zuhörer bot sich eine interessante und gelungene Gegenüberstellung von Beatlessongsinterpretationen: Beatlessongs in einer A capella-Version, Beatlesongs rein instrumental mit Streichquintett und schließlich Beatlesongs dargeboten von einer Gitarrenband. Zum Ausklang gab es dann noch einen Set mit allen Beteiligten mit einem langen Publikumsbeifall.
Auftritte und Auftrittsorte:
Das Quintett hat mittlererweile etwa durchschnittlich 6-8 Auftritte pro Jahr. Davon sind und waren einige regelmässig: Prinz-Emil-Schlösschen, Theaterfoyer, Villa Clementine in Wiesbaden, Sommerfest und Nacht der Kirchen, in St Fidelis, Ev. Kirche Birkenau bei Weinheim, Luisencenter (während der Adventzeit) Ansonsten spielen wir bei allen möglichen Gelegenheiten: Jubiläen, Geburtstagen, Familienfeiern, in Altersheimen, Diplomfeiern, Empfängen, Parteiveranstaltungen, in Partnerstädten Darmstadts, Stadtteilfeste.
Das Ensemble gestaltete bereits mehrere musikalische Gedenkstunden für die verstorbenen Beatlesmitglieder John Lennon und George Harrison, die auf reges Publikumsinteresse stiessen. In der Regel nimmt die Anzahl unserer Auftritte in der zweiten Jahreshälfte zu.
Mittlererweilehat das Quintett insgesamt 7 CDs eingespielt, die bei unseren Auftritten zu erwerben sind:
3 Beatles Studio-CDs, eine Oldie-CD und eine Weihnachts-CD. Ferner zwei Live-CD mit Rock'n’ Roll-songs der Beatles und einem Rolling Stones-Tribute Album
Wir sind im Internet mit einer Webseite vertreten
(www.beatles-streichquintett.de, mit Infomaterial und Songbeispielen des Ensembles).
Über das Ensemble und seine Performanz:
Die Jahre 2011-2017 waren in mehrere Hinsicht sehr ereignis- und aufschlußereich. Es gab weitere personelle Veränderungen. So kam 2011 Barbara Schilcher für die erste Violine zum Ensemble für Karl-Heinz Berg (2008-2010). Juliane Harbarth (2. Geige) ist seit 1997 dabei. Thomas Leiter (2014-2017) löste Max Ockum an der Bratsche ab. Stephan Kahlhöfer (Cello) kam 2013-2017 für Ulrich Pietsch.
Gerade in diesen 7 Jahren von 2011-2017 gewann das Quintett enorm an musikalischer Reife dazu und erreichte den bisher besten Sound. Der Sound ist jetzt sehr kompakt und kommt der Originalvorlage schon doch sehr nahe. Es wird druckvoll musiziert, was auch mit den neu dazugekommenen Musikern und deren Einstellung (incl. Probenvorbereitung) zu unserer Musik zu tun hat. Zudem herrscht auch ein gutes Arbeitsklima, was letztendlich auch für das Funktionieren und dem Spaß am Musizieren eine wichtige Rolle spielt.
Durch die gute Qualität war es ermöglicht nun auch die komplizierteren Streicher -Arrangements zu spielen und adäquat zu interpretieren. Als Arrangeur freut es einen dann schon zu hören, wenn die vielen kleinen Details, die so in manchen Arrangements stecken, so schön zum Klingen gebracht werden.
FAZIT:
Zurückblickend auf 30 Jahre DBSQ kann ich als „Projekt-Schöpfer“ mit dem Erreichten mehr als zufrieden sein, zumal ich anfangs gar nicht wusste, wie das alles einmal enden würde. Mein Ziel war es damals im Jahr 1994, auf jeden Fall eine CD aufzunehmen als Erinnerung, und dann zu sehen, wie sich das Projekt Darmstädter Beatles Streichquintett entwickelt. Und dann wurden immerhin schon erlebnisreiche 25 Jahre daraus.
Für die Zukunft möchte ich mir wünschen, dass der Zuspruch bei unseren Konzerten noch besser wird. Allerdings muss man sich im klaren darüber sein, dass die Beatlesmusik eigentlich „out“, aber dennoch klassisch ist, weil immer noch gern gehört. Es ist klar, dass ein Streichquintett mit dem Heer der Beatles-Cover-Bands und ihrem Gitarrensound nicht unbedingt konkurrieren kann. Dennoch haben die Beatlessongs gespielt von einer Streichergruppe auch ihren Reiz und erreichen ein dankbares ja sogar ein enthusiastisches Publikum.
Als Spieler ist es immer interessant das Publikum zu beobachten. Zunächst sieht man skeptische Mienen. Die Leute können sich anfangs gar nicht vorstellen, dass Beatlesmusik sich durch ein Streichensemble realisieren lässt, vom Rock `n’ Roll ganz zu schweigen. Am Ende sind dann alle begeistert, wippen mit den Füssen, schnippsen mit den Fingern und singen lauthals mit. Es gibt also ganz neue Hörerfahrungen. Neuerdings wird auch zu unserer Musik auch gelegentlich auch getanzt, besonders Rumba.
Abschliessend, auch jetzt nach 30 Jahren Beatles-Streichmusik, sei allen nochmals herzlich gedankt, die dem Projekt Darmstädter Beatles Streichquintett in irgendeiner Form geholfen haben, seien es die Mitspielern mit ihrem Spiel, seien es die Zuhörer, mit ihrem Beifall, ihrem Mitsingen und Klatschen, seien es alle diejenigen, die unsere Konzerte in irgendeiner Form unterstützt haben (ich denke da auch insbesondere an die zahlreichen Familienangehörigen der Quintettmitglieder).
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